Wenn nichts mehr bleibt

Das hier soll kein depressiver Text sein, dessen Aussage es ist, wie schlecht alles ist. Aber Ziel meines Blogs ist es, Euch an einem Teil meines Lebens teilhaben zu lassen. Und das beinhaltet leider auch viel loslassen zu müssen und sich "neu zu finden". 

 

In den letzten 14 Monaten, seit dem die alles verändernde Diagnose in mein Leben trat, hat sich wirklich jede Menge geändert. 

Und ich muss wieder betonen, dass sich mein Leben seit dem in vielerlei Hinsicht zum positiven verändert hat und ich jede Sekunde doppelt auskosten darf. 

 

Dennoch gab es den einen oder anderen Schlag, der nicht ins Gesicht, sondern direkt in die Magengrube ging. 

Einer davon ist die Tatsache, dass ich wirklich einige Freunde (manche enger, manche weniger eng) verloren habe. Klar – man möchte meinen: 

"Wer nicht bei mir in diesen Zeiten bleibt, der hat meine Freundschaft auch schlichtweg nicht verdient." 

Wahre Worte. Harte Worte. Ich bin schließlich ein Mensch mit Emotionen und keine Maschine. Ja, das nimmt mich mit. Und ich bin schon immer ganz groß darin gewesen, Menschen und Momenten aus der Vergangenheit nachzutrauern. 

 

Weiter geht's mit meinem alten Leben. Ganz klar: 90% davon war echt nicht so doll und ich würde es nicht rückgängig machen wollen. Aber meine Zeit verbrachte ich zumeist umgeben von Menschen. Teilweise musste ich mich mit Bekannten über Wochen im Vorfeld verabreden, um überhaupt noch einen freien Termin für einen Kaffee zu finden. 

Heute verbringe ich die meiste Zeit in meiner Wohnung. Alleine. Oder bei meiner Familie. Und das mit 26 Jahren! Ich kann jedenfalls bestätigen, dass die härteste Gesellschaft, die man ertragen muss, die eigene ist. Denn Gedanken kommen. Und es ist eine wahre Kunst, zu wissen wie man diese auch wieder mit einem Lächeln ziehen lassen kann. 

Aber Dinge ändern sich. Und Dinge ändern dich. 

Heute genieße ich die Zeit mit meinen Eltern und meinen Brüdern. Es bedeutet mir viel mehr als früher. Und die "Me-Time" ertrage ich nicht irgendwie-ich liebe sie. 

 

Doch da sind noch andere Veränderungen, die mir innerlich zu schaffen machen:

Mein Hund erkennt mich nicht mehr und behandelt mich wie jeden anderen fremden Menschen. Sie hat Angst, will sich nicht anfassen lassen. Und das sind wirklich Momente, in denen ich mein Herz förmlich zerbrechen höre. Das sind die Situationen, in denen ich mich wirklich frage, wie unfair das Leben sein kann. Ich meine, wenn es dir den Boden unter den Füßen wegzieht, dann klammerst du dich an jeden Strohhalm. Und Laika war einer meiner größten. Und jetzt soll ich auch sie noch aufgeben? Meinen kleinen Lichtblick, der mich an trüben Tagen immer wieder zum lächeln und weiterkämpfen brachte? 

 

Doch jammern hilft nichts. Und wenn ich etwas schon immer wirklich gut konnte, dann aufzustehen, wenn andere bereits am Boden liegen. Ich bin im freien Fall, aber weiß trotzdem auf meinen Füßen zu landen bevor der Aufprall kommt. 

Und das werde ich auch jetzt wieder tun.

Mein Leben fühlt sich leichter an, weil so viel weggefallen ist. Was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht wehtut. Und vielleicht ist meine Aufgabe für dieses Leben, endlich loslassen zu können. 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nici (Mittwoch, 18 September 2019 18:03)

    Wer im Regen nicht mit mir tanzt, wird im Sturm nie bei mir sein und wer im Sturm nicht bei mir ist, den brauche ich auch nicht bei Sonnenschein.

    Liebe Gesa,
    dieser Spruch gilt in jeder Lebenslage und speziell an schlechten Tagen. Manchmal muss man erkennen, dass Menschen einfach oberflächlich sind und sich scheinbar jeder der nächste ist. Und manchmal hat man besser eine Handvoll enge Menschen um sich herum als viele Bekannte. Deswegen sei froh darüber, dass du so eine tolle Familie hast. Sie sind manchmal die, die übrig bleiben. So ist das leider.

    Hut ab vor dem was du durchgemacht hast. Ich habe in der Familie auch aktuell einen Fall mit Leukämie. Es ist schwer damit umzugehen, vor allem aus Außenstehender. Man möchte helfen und muss so hilflos zuschauen.

    Ich wünsche dir alles Glück der Welt :)