Ein Jahresrückblick

Wow. Was. Ein. Jahr. 

Ich bin in meinem Leben bislang noch keinen Marathon gelaufen, aber so muss es sich anfühlen. Du läufst und läufst und bist anfangs total optimistisch, doch dann geht dir allmählich die Puste aus und du beginnst zu kämpfen. So geht es einige Kilometer weiter bis der Gedanke "ich kann nicht mehr, ich gebe auf" immer lauter und präsenter wird. 

In meinem Fall war es eher ein Iron-Man als ein Marathon. Wenn du stolz darauf bist, die erste Etappe geschafft zu haben, dann folgt die Einheit mit dem Schwimmen und du beginnst wieder von vorn. Aber es reicht nur noch für die hälfte deiner Kraft. 

 

Ja, dieses Jahr habe ich gelernt zu schwimmen. Nachdem Anfang 2018 meine Diagnose, und somit der erste Schock, bereits seit einigen Wochen vorüber war, hieß es kämpfen. Ich wurde mit Ängsten konfrontiert wie noch nie zuvor und machte den fatalen "Fehler" , mich im Netz zu erkundigen über die möglichen Folgen einer Transplantation und stieß auf 3 verschiedene Blogger. Zwei davon starben, die dritte Bloggerin ist noch heute wesentlich eingeschränkt in ihrem Leben und leidet täglich. 

Ich sage es mal so: Meinen Kampfgeist hat diese Recherche jedenfalls nicht gestärkt, aber es war zu spät. Ich hatte diese Seiten bereits gelesen und die Panik wurde größer. 

Als ich am 13. März meine Stammzellen erhielt, ging es mir noch verhältnismäßig gut. Ich war glücklich und meine Mutter zeigte mir einen Youtuber, der die Transplantation auch ohne besonders große Vorkommnisse überstand. 

Dann kamen die Nebenwirkungen. Plötzlich. Und alle auf einen Schlag. Gott. Das war die mit Abstand schlimmste Zeit in meinem Leben. 

Doch auch diese schlimme Phase ging vorüber und allmählich fühlte ich mich besser.  

Den Sommer verbrachte ich damit viel zu lesen und wieder zu Kräften zu kommen. Ich nahm wieder 10 kg zu (was auch echt notwendig war!) und lebte  in Isolation bei meinen Eltern. 

Im Sommer durfte ich kein Schwimmbad besuchen, kein Eis aus der Eisdiele essen und musste die Sonne meiden. Daher verbrachte ich die Monate im goldenen Käfig und träumte davon wieder ein normales Leben zu dürfen...

 

... und kurze Zeit später (ab Oktober) konnte ich zurück in meine Wohnung und schlagartig kam die Normalität zurück in mein Leben. 

Wäsche waschen, aufräumen, kochen, Termine erledigen. Ich habe es genossen. Denn es zeigte, dass es mir besser ging. 

Auch das Kortison in Gesicht, Beinen und Bauch verschwanden allmählich und so deutete optisch nichts mehr auf einen kranken Menschen hin. Ich konnte durch die Stadt laufen ohne aufzufallen. Wahnsinn!

 

Das letzte Viertel diesen Jahres war sehr aufwühlend. Ich musste mir eingestehen, dass ich noch lange nicht so weit war wie ich dachte. Ständig wurde ich krank oder wurde wieder schlapp. Das ist absolut normal in meinem Zustand. Und trotzdem macht es einen traurig.

Außerdem kamen die Erinnerungen und Traumata mit voller Wucht. Am meisten nahm mich die Tatsache mit, vermutlich keine eigenen Kinder bekommen zu können. Das warf mich immer wieder aus der Bahn. 

Zum Ende des Jahres musste ich dann noch eine schwierige Entscheidung treffen, von der ich aber weiß, dass es die richtige war: Ich entschied mich dafür, Laika bei ihrer jetzigen Familie zu lassen. Auf die genauen Hintergründe möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. 

In den letzten Wochen des Jahres erwischte mich noch ein recht hartnäckiger Virus, der für immungeschwächte Menschen sehr gefährlich werden kann. An sich haute er mich nicht um, aber mich quälte und quält (ja, ich habe ihn immer noch!) ein ständiger Husten.

Und trotzdem schließt das Jahr mit der wohl denkbar besten Nachricht ab: Es sind weiterhin keine Krebszellen vorhanden und mein Immunstatus hat ein. bestimmte Marke erreicht, und das bedeutet, dass ich ab sofort wieder alles essen darf und keine Hygieneregeln mehr herrschen!

 

Man kann wohl sagen, dass 2018 das krasseste Jahr meines bisherigen Lebens war. Ich musste sehr viel loslassen und beginne das Jahr 2019 mit deutlich weniger Gepäck und Ballast. Ich durfte lernen, was im Leben zählt und wie wertvoll Liebe und Freundschaft sind. 

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein gesundes und wunderbares Jahr 2019. Auf dass all unsere Wünsche wahr werden und wir die Kraft besitzen die zu werden, die wir immer sein wollten! 

 

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