Warum habe ich Krebs bekommen?

Viele Menschen fragen sich als erstes "Wieso ich?". 

Diese Frage stellte ich mir zu keinem Zeitpunkt. Die Frage war nicht das ich sondern das warum?

Im Nachhinein betrachtet ergibt für mich alles einen Sinn. Je mehr (spirituelle) Bücher ich lese, desto mehr fühle ich mich verstanden und in meinen Gedanken bestätigt.

Doch um Euch meine Sicht der Dinge näher zu bringen muss ich ein wenig zurück gehen.

 

Einige Jahre ging es mir nicht gut. Ich hatte starke Depressionen. Teilweise so heftig, dass ich nicht mal das Bett verlassen konnte. Tage lang. Dass ich nichts essen, oder viel zu viel essen konnte. Selbst in Momenten, in denen meine Mitmenschen sagten "Wow, ich genieße dieses Leben so sehr." oder "das macht mich so glücklich." Wartete ich darauf, ebenfalls eine Woge der Begeisterung zu spüren, aber ich empfand nichts. Ich reiste an verschiedene Orte, traf diverse Menschen und dennoch fühlte ich mich leer. 

Ich wachte morgens auf und fragte mich, was der Sinn des Lebens sei. Ich konnte ihn einfach nicht finden. 

 

Der Krebs stellte mein gesamtes Leben auf den Kopf. Und ich muss ehrlich sagen: ich bin froh darüber! Bereits ab Sekunde 1 nach Verkündung der Diagnose spürte ich einen Lebenswillen und eine Kraft in mir, die ich noch nie zuvor erlebt hatte. Die Depressionen waren mit einem Mal wie weggepustet und ich hatte das Gefühl, dass die jahrelangen Wolken, die mein Denken vernebelten plötzlich verschwunden waren und ich eine klare Sicht auf die Sonne hatte. 

Ich konnte etliche Dinge nennen, für die es sich lohnte zu kämpfen, erstellte Listen mit Zielen und machte mir jeden Abend und jeden Morgen bewusst, wofür ich dankbar war. 

Ich hatte über Nacht den Sinn des Lebens gefunden und besaß eine tiefe Entschlossenheit in mir, dass ich nicht sterben, sondern zum ersten Mal wirklich leben würde. 

Diese unendliche Kraft ermöglichte es mir, weitere Tiefschläge besser zu verkraften und einen nicht enden wollenden Optimismus zu entwickeln. 

 

Von Anfang an löste ich mich von dem Gedanken, dass der Krebs mein Feind, mein Killer sei und akzeptierte ihn als ein Hilfsmittel, das mir aufzeigte, dass ich dringend etwas in meinem Leben ändern musste um gesund zu werden. 

Ich verstand die Nachricht und wusste, ohne lange darüber nachdenken zu müssen, was falsch lief. 

 

Ich hatte vergessen zu leben. 

Meine Ernährung war katastrophal, ich fühlte mich in meiner Haut nicht wohl, arbeitete zu viel und lief vor meinen eigenen Problemen weg. Ich übersah (kleine) Warnzeichen, die mich dazu aufriefen, mein Leben zu überdenken und rannte immer weiter in ein unglückliches und ungesundes Leben. 

 

Ich glaube, dass der Krebs kam um mich massiv aus meinem damaligen Leben zu ziehen und zu sagen: 

"Das ist jetzt deine letzte Chance. Noch kannst du was ändern und dann wirst du schöne glückliche Jahre haben. Aber wenn du die Message nicht verstehst, wirst zu sterben." 

Für Euch vielleicht erst Mal unverständlich, für mich macht es alles einen Sinn. 

 

Ich schenkte dem Krebs Liebe und dankte ihm dafür, dass er mir dabei half, mein Leben zu ändern und mir den Sinn im Leben aufzeigte. 

 

Passend zu diesem Thema habe ich ein tolles Zitat in dem Buch "9 Wege in ein krebsfreies Leben" von Dr. Kelly Turner gefunden:

 

"Ich verstand, dass ich den Krebs bekommen hatte, um etwas zu verstehen oder eine Aufgabe in diesem Leben zu erfüllen, die ich sonst nicht hätte erfüllen können. Deswegen habe ich auch nicht ständig gefragt "Warum ich?". Ich habe überlegt, was ich aus dieser Sache lernen und anderen Menschen vermitteln sollte. (...) Ich erkannte, dass meine Krebserkrankung ein Weckruf war, dass mein Krebs und der damit verbundene Schmerz Teil einer für mich vorhergesehenen Reise waren." 

 

Und genau das empfinde ich. Trotz Einschränkungen und dem Fakt, dass sich mein Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt hat, bin ich froh darüber. 

Ich habe viel verloren, habe Nebenwirkungen erhalten, die ich vorher nie hatte, werde vermutlich nie Mutter werden. Aber nichts ist umsonst, alles hat seinen Preis im Leben. 

Wenn mich jemand fragt, ob ich mein altes Leben vermisse, kann ich stolz antworten: "nicht eine Sekunde". 

Und das, meine Lieben, ist das größte Geschenk, dass ich hätte bekommen können. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Alexandra (Samstag, 16 März 2019 22:55)

    Meine Diagnose (AML) jährt sich jetzt bald und ich empfinde sehr ähnlich. Schwer zu beschreiben, aber ich finde, dass das letzte Jahr zugleich das schlimmste und beste Jahr war. Ich hab in meinem ganzen Leben nicht so viel gelernt wie in diesem Jahr.

  • #2

    Großer Bär (Mittwoch, 01 April 2020 21:02)

    Hey Gesa,
    ich hab ja schon gesagt, dass ich mir mal deinen Blog anschau. Und dieser Eintrag spricht mir einfach 1:1 aus der Seele.
    Gruß Manu